Andacht Febr. / März ´25

30. November 2024

Prüft alles, und das Gute behaltet!

Eine so passende Jahreslosung wie die für das Jahr 2025 habe ich lange nicht gelesen! Um Sortieren, Wegwerfen, und Behalten geht es – und das ganz in Ruhe! Wie ein Frühjahrsputz für Kopf und Herz!

Was sind das auch für Zeiten, in denen wir gerade leben! Jeden Tag fast passiert etwas Unerwartetes, oft auch Entsetzliches. Ein Mann rast mit dem Auto in eine Menschenmenge. Ein künftiger Präsident liest uns seinen ‚Einkaufszettel‘ für Länder vor, die nicht zu den USA gehören: Panama, Grönland und Canada sollen es sein, so fordert er frech. Ein anderer hört auch im dritten Winter nicht auf mit seinem Eroberungskrieg. Populisten stürmen an die Regierung, so zuletzt in Österreich. Unser Land wählt nach drei Jahren Ampel-Zwist und nach kurzem Wahlkampf nach Weihnachten eine neue Regierung. Dazwischen, als gute Nachricht, die, dass der Schlächter Assad mit seiner Familie das Land Syrien verlassen hat. Und es gibt plötzlich wieder Hoffnung auf die Befreiung der israelischen Geiseln in Gaza. Industrieunternehmen droht dagegen das Aus in Deutschland. Waldbrände zerstören große Teile der Millionenstadt Los Angeles. Was sind das für Zeiten, in denen wir gerade leben?

Prüft alles, und behaltet das Gute! (1. Brief an die Thessalonicher 5, Vers 21)

Eine herrlich klare, nüchterne Losung für unser Jahr 2025! Sich also nicht verrückt machen lassen! Sondern alles anschauen, auch jede Nachricht, die uns erreicht. Und prüfen, ob sie auch stimmt. Auch der KI kann man auf die Schliche kommen, wenn sie zur Täuschung benutzt wird. Prüft alles!

An diesem Satz ist auch so herrlich, wie viel kindliche Neugier darin steckt. Das machen Kinder auch: Alles in die Hand nehmen, es prüfend gegen das Licht halten und wägen. Ist es zu leicht? Oder hat es Bestand?

Prüft alles! Und behaltet, was gut ist! Beim Besuch in der Synagoge mit unseren Konfirmand*innen Anfang Januar lernte ich: Schlecht über andere Menschen zu sprechen, ist im Judentum verpönt! Gut so, denke ich, also lieber gut von anderen denken und sprechen. Trau also keinem, der seinen Nektar daraus zieht, andere zu erniedrigen. So denke ich und hoffe, dass der Bundestagswahlkampf fair bleibt. Und in unseren Orten diejenigen das Klima bestimmen, die gut von anderen denken und sprechen.

Der zweite Teil des Satzes ist mir nicht weniger wichtig: Das Gute behaltet! Das gilt auch für Beziehungen, die einmal begonnen sich zu pflegen lohnen. Ich denke an Freundschaften, die mein Leben bereichern. Da gibt es auch Phasen sich zu prüfen: Ist es noch gut?

Haben wir noch Interessen, die wir teilen? Und wenn das so ist, dabei zu bleiben, im guten Sinn zu „behalten“, eben zu bewahren. Menschliche Beziehungen brauchen viel Pflege! Das ist gerade in einer Paarbeziehung so. Das Unbequeme nicht unter den Teppich zu kehren, sondern es auszusprechen, es auf den Tisch zu legen und nach einer Lösung zu suchen, immer wieder von Neuem. Und nicht klammern, sondern Luft lassen. Ich beobachte in unserer Zeit eine große Bereitschaft, Schwierigkeiten nicht gemeinsam durchzustehen, sondern es recht schnell zum Bruch kommen zu lassen. Da wird dann zwar stets geprüft, aber selten auch „behalten“.

Es gibt einen guten Freund in meinem Leben, mit dem ich durch viele Krisen gegangen bin. Das macht unsere Freundschaft geradezu aus: Wir haben das immer wieder geschafft, uns wieder zu finden. Darauf sind wir stolz.

Manches Mal denke ich das auch in meinem Glauben: Der hat auch schon Krisen und Zweifel gesehen. So prüfe ich, was ich glaube, und halte fest an dem, was diese Verbindung zu Gott stärkt.

Es sind anspruchsvolle Zeiten, in denen wir leben. Mit der Losung, alles auch kritisch zu prüfen, sich dann zu entscheiden und schließlich mit Treue gegen alle Widerstände dabeizubleiben: Das ist gut!

Pastor Pöhlmann

Bildnachweis: N. Schwarz © GemeindebriefDruckerei.de