Warum Ostern?
Eigentlich ist das unser wichtigstes und auch ältestes Fest, nämlich an Ostern die Auferstehung von Jesus Christus zu feiern, obwohl sich Weihnachten als Fest seiner Geburt nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Weihnachten erzählt vom Anfang eines Lebens. Und an Ostern geht es um dessen Ende und um das, was danach kommt. Eine Fülle von besonderen Gottesdiensten prägt die Woche, die aufs Osterfest hinführet.
Christ*innen haben Ostern schon gefeiert, als sie im Römischen Reich noch für ihren Glauben verfolgt wurden. Ostern ist ein Fest des Widerstehens gegen feindliche Mächte. Es erinnert mich daran, dass der Weg zur Auferstehung am Kreuz nicht vorbeiführt. Durch den Krieg in Israel und Palästina, aber auch den
Krieg Russlands in der Ukraine wird mir deutlich, wie groß die Widerstände gegen das Leben sein können, wie leicht es beschädigt werden kann. Absurd erscheint mir die Situation, dass auf beiden Seiten eine orthodoxe Kirche steht, die aber nicht vermittelnd eingreifen. Und viele jüdische Geiseln im Gaza-Streifen immer noch auf ihre Befreiung hoffen müssen.
Ostern als Aufstand des Lebens gegen den Tod, das passt in unsere Zeit, in der immer noch Menschen an Corona erkrankt und manche auch gestorben sind. Andere leiden unter den Langzeitfolgen, unter Long Covid. Die Pandemie ist noch nicht vorbei und Atemwegserkrankungen haben viele im Griff. Wir haben nur unsere alten Freiheiten zurückerhalten. Aber alle, die im Gesundheitswesen um das Leben anderer gekämpft haben und selbst gefährdet waren, zu erkranken, gehen jeden Tag von Karfreitag nach Ostern. Wie oft gehe ich als Seelsorger in die Kliniken in Bad Essen und in Bramsche. Und treffe auf Kolleg*innen und Patient*innen, die Maske tragen, weil auf der Station Corona wieder ein Thema ist. Wie viele leiden seit Beginn der Pandemie unter Angststörungen und zu viel Alleinsein!
Wir leben in einer wirklichen Zeitenwende. Wir werden unser altes Leben, unseren Wohlstand und Frieden, nicht einfach zurückerhalten. Der 11. September 2001 und die Bankenkrise 2008 haben uns schon erschüttert. Starkregen wie Dürre suchen uns heim. Unseren Planeten haben wir Menschen schon ganz schön geplündert. Wir müssen lernen, das Kreuz des Verzichtes zu tragen, einfacher zu leben, auch gemeinschaftlicher.
Der bulgarische Politikwissenschaftler Ivan Krastey schrieb: „Die Zeit der sanften Macht ist vorbei. Stark sind fortan Gesellschaften, die Schmerz ertragen können." Wir müssen auch wehrhafter werden, und einig bleiben als Europäer, unsere Werte verteidigen, auch gegen ein Erstarken der AfD und anderer Populisten, die diese Werte bedrohen und uns falsche Sicherheiten versprechen! Gegen deren einfache Lösungen müssen wir uns abhärten. Wie sie müssen wir unsere Sozialen Medienkanäle mit unseren Informationen füttern. Und das Versprechen als Lüge entlarven, durch starke Führungspersonen unsere Krisen zu beenden. Wir werden uns stattdessen im Verzicht üben müssen! Und wir müssen unsere Demokratie verteidigen!
Die Zeit vor Ostern war eine Fastenzeit. Der bewusste Verzicht auf Nahrung gehörte in diese Zeit. Das heißt: Ostern fällt mir nicht einfach in den Schoß. Auf das neue Leben muss ich mich vorbereiten.
Andreas Pöhlmann
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