Andacht Oktober / November 2023

02. Oktober 2023

„Lasst uns mit Dank vor Gottes Angesicht kommen!“ (Psalm 95, 2)

Gerne nennen wir Erwachsenen zuerst einmal eine Klage, wenn wir zu Gott beten. Wenn man aber mit Kindern betet, dann ist deren erster Satz meist: „Ich danke Dir, Gott!“. Kinder können das noch gut: dankbar sein. Weil es für sie klar ist, auf Unterstützung angewiesen zu sein. Das können wir von ihnen lernen. Sicher gibt es auch Ereignisse, die in einem Leben wirklich deprimierend oder gar tragisch sind. Oft sind aber unsere Anlässe für Kummer einfach nur Wünsche, die nicht in Erfüllung gehen; und ohne deren Erfüllung wir auch gut leben können. Jeder von uns könnte Wünsche nennen, auf deren Erfüllung er schon lange wartet. Beim Beten ist das aber nicht gut, Gott so auf eine Lösung festzunageln. Die Klage über solch unerfüllte Wünsche sollten wir für wenige, wirklich verzweifelte Momente aufsparen. Viel schöner ist es aber, mit „Danken“ vor Gottes „Angesicht“ zu kommen. Unsere geöffnete St. Johanniskirche an einem sonnigen Herbsttag zu betreten, diesen hellen, lichtdurchfluteten Raum, und vor dem Altar stehen zu bleiben, tief durchzuatmen und dem Schöpfer für so viel Schönheit zu danken. Wenn wir etwa an Erntedank dem Ruf der Glocken folgen, durch die Kirchentür eintreten und „vor Gottes Angesicht kommen“; den festlichen Erntetisch und die kunstvoll gebundene Erntekrone bewundern. Und Gott danken für so viel Gelingen, nicht nur auf dem Feld, sondern auch in unserem Leben. Und aus diesem Anlass zwei Tage später ein Gemeindefest zu feiern, das der Freude am 3. Oktober einen Ausdruck gibt. Dankbar bin ich dafür, dass 1989 ganz überraschend die Mauer fiel zwischen beiden Deutschland und wir jetzt wieder in einem Land leben dürfen, in dem wir uns jeder Zeit besuchen dürfen. Und nur das Schild eines anderen Bundeslandes uns darauf hinweist, eine Grenze übertreten zu haben.

Ich glaube, dass bei aller Bemühung im Leben vieles einfach geschieht und gut zusammenläuft; oft ganz ohne unser Zutun. Dafür kann man wirklich dankbar sein. „Erntedank“ gilt auch für so einen Rückblick auf gute Jahre. Geht es Ihnen genauso, bei Ihrem Rückblick auf Ihr Leben?
 

Andreas Pöhlmann