Andacht Februar / März 2021

„Schwarzer Peter“

Ein Kartenspiel, das wir gerne mit unseren Kindern im Kindergartenalter gespielt haben, war „Schwarze Peter“. Lauter Pärchen gleicher Karten wurden gemischt und verdeckt ausgeteilt, darunter eine Einzelne mit dem „Schwarzen Peter“. Ge-schickt galt es reihum eine Karte zu ziehen, die ein Pärchen vervollständigt, um es dann abzulegen. Wenn man den „Schwarzen Peter“ hatte – bei uns ein Schornsteinfeger in Arbeitskleidung-, wollte man die Karte gerne an den Nachbarn loswerden. Ein hämisches Juchzen folgte, wenn das gelang. Wer zuletzt diese eine Karte auf der Hand behielt, hatte verloren. Pech gehabt!

Die Spiele unserer Kindertage verraten auch etwas über unsere Instinkte als Erwachsene. Oft spielen wir, meist gegeneinander, dieses alte „Schwarzer Peter“ Spiel. Wo Corona ins zweite Jahr geht und der Bundestagswahlkampf beginnt, werden Fehler des politischen Gegners benannt und Schuldige gesucht. Als ob es irgendeine Möglichkeit gegeben hat, sich auf diese Pandemie vorzubereiten. Wenn wir ehrlich sind, haben wir uns doch alle über die Lockerungen im Sommer gefreut – und das soll jetzt falsch gewesen sein, dass wir einmal durchatmen konnten? Mich ermüden diese wiederkehrenden Konferenzen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten mit anschließender Pressekonferenz; die für Wochen Klarheit verschaffen, bis zur nächsten Konferenz. Da hätte man gerne einen Schuldigen gefunden, den man dann mit Schwung in die Wüste schicken könnte. Der „Schwarzer Peter“ lässt grüßen. Zu wenigen Impfdosen bestellt, einseitig auf bestimmte Wissenschaftler gesetzt, im Lockdown dem Einzelhandel in Läden geschadet und den im Internet gefördert. Existenzen stehen auf dem Spiel, und Geschäfte vor dem Aus. Über diese und andere Fragen lässt sich wirklich disku-tieren – und ich bin mir sicher, dass das unsere Regierungen in Berlin und in Hannover auch tut. Sie müssen aber Entscheidungen treffen, zwischen dem Schutz von Leben und dem Erhalt von Existenzen abwägen. Das ist seit Beginn der Pandemie so. Da geschehen auch Fehler, viele Fehler. Dann in ein Klagelied einzustimmen, wie es gerade die NOZ in ihren Kommentaren gerne tut, ist einfach Populismus. Als Christ ärgere ich mich auch über vieles, sage mir aber auch wie Jesus „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ (Johannes 8,7) Nicht einen Pranger zu errichten, sondern das Bemühen, um Verzeihung zu bitten und dem anderen auch zu vergeben: Das ist unsere Art als Christen.

Im Vaterunser beten wir „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben un-seren Schuldigern“ Von der Vergebung leben wir Christen. Das zeichnet eine christliche Gemeinschaft aus, dass es erlaubt ist, auch einmal etwas falsch zu machen. Dass wir andere um Vergebung bitten für unsere Fehler, und anderen auch ihre Fehler verzeihen. „Wir werden einander verzeihen müssen.“, sagte ein Minister im ersten Lockdown. Wie recht er damit hat!

Andreas Pöhlmann