Andacht April 2022

Warum feiern wir Christen Ostern?

Eigentlich ist das unser wichtigstes und auch ältestes Fest, nämlich an Ostern die Auferstehung von Jesus Christus zu feiern, obwohl sich Weihnachten als Fest seiner Geburt nach wie vor größerer Beliebtheit erfreut. In diesem Jahr ist Ostern für uns in Arenshorst etwas Besonderes: Wir können es nach zwei Jahren in der Pandemie endlich wieder in unserer Kirche feiern! 

Ostern haben Christ*innen schon gefeiert, als sie im Römischen Reich noch für ihren Glauben verfolgt wurden. Ostern ist ein Fest des Widerstehens gegen feindliche Mächte. Es erinnert mich daran, dass der Weg zur Auferstehung am Kreuz nicht vorbeiführt. Durch den Krieg Russlands in der Ukraine wird mir deutlich, wie groß die Widerstände gegen das Leben sein können, wie leicht es beschädigt werden kann. Absurd erscheint mir die Situation, dass auf beiden Seiten eine orthodoxe Kirche steht, die aber nicht vermittelnd eingreifen können.

Ostern als Aufstand des Lebens gegen den Tod, das passt in unsere Zeit, in der so viele an Corona erkrankt und auch gestorben sind. Alle, die im Gesundheitswesen um das Leben anderer gekämpft und selbst gefährdet waren, zu erkranken, gehen jeden Tag von Karfreitag nach Ostern. Wie viele leiden unter Angststörungen und zu viel Alleinsein! Nach zwei Jahren sind viele müde und erschöpft und sehnen sich nach einem Ende ihrer Angst. Seit dem 24. Februar tobt der Krieg in der Ukraine, der von Tag zu Tag blutiger wird. Der Westen dreht an der Schraube der Sanktionen. Rohstoffpreise und Inflation steigen. Eine echte Zeitenwende. Wir werden unser altes Leben, unseren Wohlstand und Frieden, nicht einfach zurückerhalten. Der 11. September 2001 und die Bankenkriese 2008 haben uns schon erschüttert. Wir müssen lernen, das Kreuz des Verzichtes zu tragen, einfacher zu leben, auch gemeinschaftlicher. Wieder brauchen Flüchtlinge, jetzt aus der Ukraine, Wohnraum und Schutz. Vielleicht gelingt es uns, an die Hilfsbereitschaft ab dem Sommer 2015 anzuknüpfen. 

Der bulgarische Politikwissenschaftler Ivan Krastey titelte in DIE Zeit Anfang März: „Die Zeit der sanften Macht ist vorbei. Stark sind fortan Gesellschaften, die Schmerz ertragen können." Wir müssen auch wehrhafter werden, und einig bleiben als Europäer, unsere Werte verteidigen, diesmal in der Mitte Europas. Dass an Ostern die Waffen schweigen und das Morden ein Ende hat! 

Ihr Pastor Andreas Pöhlmann