Die Bänke des Erntedankgottesdienstes eingeklappt, alles wieder an Ort und Stelle verstaut, ein kurzes Nachgespräch -auf Abstand - geführt, da stellt Susanne Storck, unsere KV-Vorsitzende, Claudia Fenger-Köster und mir ganz spontan die Frage: „Wollen wir uns den Dachboden der Kirche mal ansehen?“ Na klar, das wollen wir beide sehr gerne.
Susanne ist im Rahmen der Absprachen zu den anstehenden Sanierungsarbeiten natürlich schon öfter dort oben gewesen und ist damit unser Tourguide. Gesagt, getan, los geht`s - zuerst durch die Kirche in den „alten Konfirmandensaal“. Er liegt direkt über dem Heizungsraum, der an die Sakristei grenzt, und wird schon seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt. An der Wand ist ziemlich verloren noch ein Lied mit der Nummer 81 angetafelt. War es wohl das letzte, das hier gesungen wurde, vielleicht aus einem Gesangbuch, das unsereins gar nicht kennengelernt hat? Man erahnt in diesem Raum noch die ursprüngliche Deckengestaltung: hellblau mit goldenen Sternen.
Auf einer Aluleiter geht es rauf, bis an den Rand des Tonnengewölbes. Dem Mutigen gehört die Welt? Mir ist das nicht so ganz geheuer, schließlich wissen wir ja gar nicht, wo es hingehen soll.
Am Ende der ersten Leiter wartet eine neu gezimmerte stabile Holzleiter mit Geländer auf uns. Diese führt in schräger Lage durch das „Nadelöhr“ unserer Tour. Kleine Leute haben hier einen echten Vorteil, muss man doch Kopf und Schulter zwischenzeitlich ganz schön einziehen. Wir klettern also auf der Oberseite des Tonnengewölbes auf der Leiter weit nach oben.
Oben angekommen wundern wir uns, wie schön hell und sauber hier alles ist. Man kann sogar senkrecht stehen. Das sah vorher hier bestimmt ganz anders aus. In diversen KV-Sitzungen sprachen wir von zu entfernender Dämmwolle und reichlich Eulenkot.
Die Gewölbedecke ist nun mit neuem Dämmmaterial wieder belegt. Es sind Holzplattenwege samt stabiler Geländer angelegt worden. Wir folgen die-sen nach rechts, Richtung Kirchturm, und kommen zu einer weiteren neuen Leiter.
Auf dieser klettern wir von der höchsten Stelle des Tonnengewölbes auf die flache Decke über der Posaunenempore hinunter. Der Bereich über der Empore ist verhältnismäßig groß. Er wird zum Kirchturm hin begrenzt durch eine rote Backsteinmauer. In dieser ist das sogenannte Eulenloch . Es soll verschlossen werden, damit die Vögel die neue Dämmung nicht gleich wieder zerstören können, also demnächst schön im Kirchturm bleiben. Wir sehen hier auch allerlei Fachwerk, nicht nur funktionell gearbeitet, sondern auch Balken mit handwerklich schöner Verzierung. Ob man sie wohl mal von außen, oder unten sehen konnte? Aus welcher Zeit mögen sie wohl kommen? Unsere Kirche wurde in den vergangenen sechs Jahrhunderten ja immer mal wieder vergrößert.
Diese Fragen bleiben für uns drei vorerst ungeklärt. Nichtsdestotrotz: spannend ist es hier und ich glaube, wir sind nicht zum letzten Mal hier oben. Danke, Susanne.
Nun sind wir schon wieder bereit für den Abstieg, zurück durchs „Nadel-öhr“. Und der ist gar nicht so schlimm, wie ich zuerst befürchtet hatte.
Angela Sehlmeyer
[Bilder folgen]